Wie das Geschirr auf unseren Tisch kam – Teil II

Wie das Geschirr auf unseren Tisch kam – Teil II

Die Entdeckung des weißen Goldes

Die Herstellung von Porzellan gelang in China seit dem 6. Jahrhundert. Kontinuierlich wurden die Herstellungsprozesse verfeinert und weiterentwickelt. Das Geheimnis um die Porzellanherstellung aber wurde streng bewahrt. Erst im 15. Jahrhundert kamen mit den portugiesischen Seefahrern größere Mengen an chinesischem Porzellan nach Europa. Aber selbst 200 Jahre später war es den Europäern immer noch nicht möglich, das edle weiße und durchscheinende Porzellan herzustellen.

Die Entdeckung des europäischen Hartporzellans, des sogenannten Meißner Porzellans, ist untrennbar mit zwei Namen verbunden: Johann Friedrich Böttger und Ehrenfried Walther von Tschirnhaus. Böttger war Alchimist und behauptete, Silbermünzen in Goldmünzen umwandeln zu können. August der Starke hoffte, mit Böttgers Hilfe, die leeren Staatskassen füllen. Er ließ den Alchimisten festnehmen und stellte ihm ein Labor für die Goldherstellung zur Verfügung. Da Böttgers Experimente erfolglos blieben, gab August der Starke ihm Ehrenfried Walther von Tschirnhaus zur Seite, der das Ganze vorantreiben sollte. Von Tschirnhaus aber beschäftigte sich zu diesem Zeitpunkt schon mehrere Jahre mit der Porzellanherstellung und er konnte Böttger überzeugen, an den Experimenten zur Porzellanherstellung teilzunehmen.

Nachdem man entdeckte, dass Kaolin – weiße Erde- ein unverzichtbarer Bestandteil des weißen Porzellans war, gelang 1708 erstmals die Herstellung des weißen europäischen Porzellans. 1710 wurde die erste Porzellanmanufaktur Meißen auf der Albrechtsburg in Betrieb genommen. Deren Leitung übernahm Böttger, da von Tschirnhaus einige Monate zuvor verstorben war.

Mit der Entwicklung der Hartporzellanglasur und der Dekorfarben war es möglich, wunderschöne Porzellanstücke herzustellen, die über die Grenzen des kurfürstlichen Sachsens hinaus weltweite Berühmtheit erlangten und sich auch heute noch großer Beliebtheit erfreuen.

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  • Christof von Tschirnhaus
    29. Januar 2010, 16:23

    Hat Böttger von Tschirnhaus einfach abgeschrieben?

    In den urkundlichen Quellen aus Dresden liest man folgendes:

    *1719 schreibt der Generalsekretär der Meißner Manufaktur
    -Caspar Bussius- in seinem Bericht, „daß die Porzellanerfindung nicht von Böttger, sondern von dem seeligen Herrn von Tschirnhausen herkommt und dessen schriftliche Wissenschaft ihm durch den Inspektor Steinbrück zugebracht worden sey.“ (H.St.A.Dresden,Hempel 1823, S.292)
    Und in der Tat hat Steinbrück 1718 in einer Abfassung mit eigenen Worten zugegeben, den handschriftlichen Nachlaß von Tschirnhaus benutzt, bzw. sich von den Manuskripten Abschriften gemacht zu haben. Ferner berichtet er, dass er über die Art, wie Böttger das Porzellan erfunden habe, nicht ganz im klaren sei.
    („Nachrichten über die im Chursächssischen Ertz-Gebirge befindlichen Edelen guthen und raren Gesteine“ -Kgl.Bibliothek Dresden Ms.J. 275, 1718-)
    *1727 hält in Paris der französische Technologe und Biologe Réaumur (Erfinder des Thermometers) einen Vortrag über die Herstellung des europ. Porzellans und bezeichnet v.Tschirnhaus als den Erfinder. (H.St.A.Dresden Loc.1341) :“Die Academie hat einen ihrer Glieder, Herrn Tschirnhausen, gehabt, welcher das Arcanum eines Porcellaines, welches dem ansehen nach eben dasselbe ist, so in Sachsen gemacht wird, erfunden…“
    *Noch im Sept 1707 sträubte sich Böttger zur Mitarbeit an der Porzellenherstellung.
    Er wolle sich nicht „in die Porcelain-Arbeit melieren, die Tschirnhausens Angelegenheit sei.“
    (H.St.A.Dresden, Artikel Böttger der Encykloädie der Wissenschaften und Künste, 11.Teil,1823)

    *Brief Böttgers vom 14.10.1708, geschrieben drei Tage nach dem Tode von Tschirnhaus, in dem er die Herstellung eines Porzellanbechers durch E.W.v.Tschirnhaus bestätigt, (H.St.A.Dresden Loc.976).

    *v.Tschirnhaus wird vom König zum Geheimen Rat und Direktor der zu gründenden Manufaktur ernannt (H.St.A.Dresden, Königliche Resolution über die Böttgerschen Rechnungen, 1708)

    – und August verfügte, „…daß wir dem Herrn von Tschirnhausen 2561 Thaler haben auszahlen lassen…“ (H.St.A.Dresden Loc 2097, Nr.49).
    *Ein weiterer Zeitzeuge ist Herr Peter Mohrenthal aus Dresden. Er schreibt 1732:
    „Ganß Sachsen wird so leicht den Herrn von Tschirnhausen nicht vergessen, und sein Ruhm wird ewig bestehen, so lange nehmlich, als die Porcellain-Fabriqve in Meißen welche nächst der Chinesischen, ihres gleichen in der Welt nicht hat,… Denn eben der Herr von Tschirnhausen ist derjenige, so die Massam zu Porcellain am ersten glücklich gefunden, und hat sie nach ihm der bekannte Bötticher völlig ausgearbeitet… Der Tod nehmlich unterbrach alle schönen Bemühungen des Herrn von Tschirnhausen, welche die Welt nicht mit Golde bezahlen kann.“
    (P.G.Mohrenthal: Lebens-Beschreibung des Welt-berühmten E.W.von Tschirnhaus in gleichen Nachrichten von seinen Schriften und seltenen Erfindungen. In: Curiosa Saxonica, Drittes repoitorium Probe 38 und 39.Dresden 1731).

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